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Tim Wohlgemuth – Vertrag aufgelöst

Die Kölner Haie geben mit der Verpflichtung von Tim Wohlgemuth eine wichtige und durchaus sinnvolle (dazu später mehr) Verpflichtung in der Offensive und vor allem auf dem deutschen Sektor bekannt. Sein laufender Vertrag bei den Adler Mannheim wurde vor kurzem aufgelöst, er wird bei den Haien mit der Nummer 33 aufs Eis gehen. Wohlgemuth, geboren in Landsberg am Lech, wird Ende Juli 24 Jahre alt und spielte zu Beginn seiner Karriere in der Nachwuchsabteilung des ESV Kaufbeuren. Von der U16 in der Schüler-BL über die U19 in der DNL schaffte es der gelernte Stürmer (Center und Linker Flügel) 2017/18 in die erste Mannschaft und sammelte in 25 Einsätzen seine ersten Erfahrungen in der DEL2.

Frühzeitig Eindruck hinterlassen

In der Folgesaison 18/19 erfolgte der Wechsel nach Ingolstadt in die DEL, wo er besonders in den Playoffs stark aufspielte und mit 3 Toren sowie 1 Assist in 7 Spielen aufhorchen ließ. Neben seinem Debüt in der DEL wurde Wohlgemuth erstmals nach dem Durchlaufen der U-Nationalmannschaften – U16 bis U20 – fortan in die DEB Auswahl berufen. In den Saisons 19/20 und 20/21 schaffte er beim ERCI den endgültigen Durchbruch und konnte sich bereits in jungen Jahren als Stammspieler in den vorderen Reihen etablieren. Sowohl in der Hauptrunde als auch in den Playoffs konnte er in insgesamt 93 Spielen stolze 55 Punkte auf das Scoreboard bringen.

Alte Bekannte

In der Saison 20/21 spielte er u.a. 9 Spiele als Center an der Seite von seinem alten und neuen Mannschaftskollegen bei den Kölner Haien Frederik Storm. Sidenote: Im Spiel gegen die Iserlohn Roosters am 18.04.2021 spielte Wohlgemuth als Winger an der Seite von Frederik Storm und Louis-Marc Aubry.

Der nächste Karriereschritt

Seine Leistungen beim ERCI blieben der Konkurrenz natürlich nicht verborgen und Wohlgemuth entschied sich nach seinem Vertragsende in Ingolstadt dazu den nächsten Schritt gehen zu wollen und wechselte zu den Adler Mannheim. Eine starke Debütsaison 21/22 mit 35 Punkten (11 Tore und 24 Assists) in 52 Hauptrundenspielen, gefolgt von 6 weiteren Punkten (4 Tore und 2 Assists) in 9 Playoff-Spielen ließen ihn zumindest statistisch auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken. Im Playoff-Halbfinale mussten sich die Adler mit 2-3 nach Siegen dem späteren deutschen Meister Eisbären Berlin geschlagen geben. Neben seinen Einsätzen in der DEL brachte es Tim Wohlgemuth zusätzlich auch fünf Einsätze in der CHL. In der zurückliegenden Saison 22/23 hingegen, konnte Tim Wohlgemuth mit 25 Punkten in 61 Spielen nicht an seine Zahlen aus der Vorsaison anknüpfen.

Der Blick zurück und die mögliche(n) Ursache(n)

Eine Begründung dafür lieferte Wohlgemuth selbst und äußerte sich zu seiner Zeit in Mannheim wie folgt: „Aus meiner Sicht hat es zuletzt einfach an verschiedenen Ecken nicht gepasst. Und ich muss mich wohlfühlen, um erfolgreich Eishockey zu spielen.“ Die Folge daraus ist, dass der Vertrag mit den Adler Mannheim aufgelöst wurde und wir Tim Wohlgemuth nun für einen Neustart im Kader der Kölner Haie begrüßen können. Zur Situation um die Vertragsauflösung hat sich Mannheims Sportmanager Jan-Axel Alavaara seinerseits wie folgt erklärt: „Selbstredend ist es nicht einfach, einen Spieler von Tims Format ziehen zu lassen, zu unserem Geschäft gehören allerdings auch solche Entscheidungen.“ … „Leider haben ein paar unkontrollierbare Faktoren dazu geführt, dass die Paarung Adler Mannheim und Tim Wohlgemuth nicht zu 100 Prozent zusammengefunden hat, weswegen wir im Interesse beider Seiten einer Trennung zugestimmt haben“. Alavaara weiter: „Uns ist wichtig zu betonen, dass wir uns keinesfalls im Streit von Tim trennen. Tim ist ein hervorragender Eishockeyspieler, der sich in seiner Zeit bei uns komplett in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Auf sowie neben dem Eis hat sich Tim stets vorbildlich verhalten, auch charakterlich ist Tim eine sehr feine Persönlichkeit.“

Faktor Eiszeit

Ein Fakt, der nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich die Einsatzzeiten im Laufe seines Engagements in Mannheim nicht unbedingt zu seinen Gunsten entwickelt haben. So hatte er in seiner zweiten Saison als Adler in der Hauptrunde zwar eine ähnliche TOI (Time On Ice), aber gerade in den Special Teams war er deutlich weniger auf dem Eis. In der Playoffs betrug seine TOI dann keine 10 Minuten mehr, nachdem es im Jahr zuvor noch gute 13 Minuten waren. Es existiert natürlich auch in Mannheim (oder besonders dort?) Jahr für Jahr ein großer Konkurrenzkampf im Kader um die wenigen Plätze. Gepaart wird dieser mit einem besonderem Erfolgsdruck eingehend mit einer gewissen Erwartungshaltung an jeden einzelnen. Mit der geringeren Eiszeit in den Playoffs und den Special Teams kann man eine gewisse Unzufriedenheit seitens des Spielers durchaus nachvollziehen. Wie wir aber alle wissen, gehören immer beide Seiten gehört und beleuchtet.

Stagnation in Mannheim als neue Chance bei den Haien

Es gibt vereinzelte Stimmen aus dem Mannheimer Umfeld die Wohlgemuth vor allem in der letzten Saison gerne mangelnde Einstellung vorgeworfen haben und das seine Körpersprache auch nicht besonders positiv gewirkt haben soll. Inwieweit seine „Stagnation“ in der Saison 22/23 mit den beiden Trainern der Saisons 21/22 Pavel Gross (und dessen Auswirkungen auf die letzte Saison) und 22/23 Bill Stewart verknüpft werden kann, möchten wir hier allerdings nicht weiter thematisieren. An den ersten Eindruck, den er in der Saison 21/22 hinterlassen hat, konnte er 22/23 nicht anknüpfen. Es gibt bestimmt viele ergänzende Faktoren, wie die zugeteilte Rolle im Team und die individuelle Erwartungshaltung, die hierzu beigetragen haben können.

Spielstil

Seinen Spielstil kann man als schnell, kreativ mit hohem Eishockey IQ gepaart mit viel Durchsetzungsvermögen beschreiben. Läuferisch und technisch ist er wirklich gut ausgebildet und bringt dies wie zuvor beschrieben auch in sein Spiel ein. Einer der Kritikpunkte, die seinem Spiel anzulasten sind, ist die fehlende Konstanz am Bullypunkt. Hier gehen die Gegner vergleichsweise häufig als Sieger aus den Duellen hervor. Um dies zu verdeutlichen haben wir seine Bullys mal nach Zone eingeteilt.

Bullyquote

  • Neutrale Zone            33,5% (72 von 143 gewonnen)
  • Offensive Zone           45,5% (43 von 93 gewonnen)
  • Defensive Zone          37,1% (36 von 95 gewonnen)

(Quelle: leaffan)

Gesamt macht dies eine Quote von gerade mal 37,78%. Wir verweisen hier gerne auf den Artikel zu Gregor MacLeod und seiner Bullyquote von 47,9%, womit dieser die schwächste Quote aller Haie Center in der letzten Saison gehabt hätte. Im Vergleich zu den absoluten Topspielern ist die Zahl der genommenen Bullys mit 405 vergleichbar „gering“, da diese gerne zwischen 600 und 900 Bullys pro Saison nehmen. Dies zeigt aber auch seine Rolle in der vergangenen Saison bei den Adlern, wo er lediglich in 28 von 61 Spielen über ein Engagement in Reihe 3 hinausgekommen ist. Auf der Center Position war die Konkurrenz mit Stefan Loibl, Jordan Szwarz, Ryan MacInnis und Tyler Gaudet trotz verletzungsbedingter Ausfälle bei den zuvor genannten sehr groß.

Der Blick nach vorne

Alles in allem wollen wir aber den Blick nach vorne werfen und können dabei in aller Kürze festhalten, dass die Kölner Haie mit Tim Wohlgemuth einen jungen Nationalspieler mit großem Talent und reichlich (Entwicklungs-)Potential an Land ziehen konnten, der sich und seinen Kritikern mit Sicherheit einiges beweisen und den nächsten Karriereschritt machen möchte.

Altersstruktur im Haie Kader

Mit Justin Schütz (23) und Tim Wohlgemuth (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch 23) stärken die Haie einen Bereich der in den vergangenen Jahren eher mit einem Reisenden auf der Suche nach Wasser in der Wüste zu vergleichen war. Es gab ihn einfach nicht! Neben Maxi Kammerer (26) kann man nun wieder davon sprechen, dass die Haie im Sektor der „deutschen Leistungsträger“ im mittleren Alterssegment verstärkt Personal auf den Spielberichtsbogen bringen können und sich die Altersstruktur des aktiven Kaders verbessert hat. Dazu gesellen sich neben dem Eigengewächs Robin van Calster (20) noch die beiden Zugänge Hakon Hänelt (20) und Elias Lindner (22) die Dank der U23-Regel große Chancen auf einen festen Kaderplatz haben. Auch der 25-jährige Importstürmer Gregor MacLeod ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass vor allem im Angriff verstärkt eine Verjüngung angestrebt wird.

Stimme aus Mannheim

Sven von Eiszeit.fm hat uns abschließend noch einen kurzen Sprachbeitrag zu Tim Wohlgemuth zukommen lassen.

 

 

Foto (Slider/Artikel): Andreas Dick

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