10. Spieltag
Wenn die Haie die Iserlohn Roosters in der Lanxess Arena zum 10. Spieltag empfangen, geht es für die Mannschaft von Headcoach Kari Jalonen wieder mal darum, einen Aufwärtstrend zu bestätigen. Nach dem hart erkämpften 4:3-Heimsieg gegen Ingolstadt wollen die Haie nun auch gegen ein vermeintlich schwächeres Team ihre Linie finden und Konstanz in die Saison bringen. Iserlohn hingegen kämpft nach einem ordentlichen Saisonstart darum, den Anschluss an die Pre-Playoff-Plätze nicht zu verlieren und zu verhindern, schon früh in der Saison im Tabellenkeller festzustecken.
Der Sommer in Iserlohn
Nach Jahren im Abstiegskampf sehnen sich die Verantwortlichen am Seilersee nach Stabilität und endlich wieder nach sportlichem Aufwind. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde im Sommer ein deutlicher Neuanfang eingeleitet. Mit Stefan Nyman übernahm ein alter Bekannter das Kommando. Als Spieler verweilte der Schwede Ende der 90er Jahre zwei Saisons in Iserlohn. Cheftrainer war er zuletzt vor 20 Jahren in Dänemark, arbeitete danach vor allem als Assistenzcoach. Seine Aufgabe: die Roosters Schritt für Schritt aus der Abstiegszone führen und mittelfristig wieder zu einem Playoff-Kandidaten formen.
Wesentlichen Einfluss auf die Kadergestaltung hatte Franz David Fritzmeier, der bereits während der vergangenen Saison als Sportdirektor installiert wurde. Unter seiner sportlichen Leitung sollte der Umbruch konsequent umgesetzt werden. Die Vorsaison hatte schonungslos gezeigt, wo die Probleme lagen: Platz 12 nach der Hauptrunde, nur knapp dem Abstiegsdrama entgangen. Einziger Lichtblick war das Powerplay – mit 23,33 % (Platz 5 in der DEL) funktionierte dieser Bereich überdurchschnittlich gut. In nahezu allen anderen Statistiken fanden sich die Sauerländer hingegen am Tabellenende wieder.
Der Sommer brachte schließlich einen radikalen Einschnitt. Kein anderes Team in der Liga verlor so viele Topscorer – auch teils freiwillig. Michael Dal Colle (38 Punkte), Shane Gersich (37) und Sven Ziegler (35) verließen allesamt den Klub. Besonders Zieglers Wechsel nach Wolfsburg schmerzt auf dem deutschen Sektor, wo Qualität und Tiefe traditionell schwer zu ersetzen sind. Um diese Lücken zu schließen, setzten die Roosters auf skandinavische Erfahrung: In der Defensive kamen Matias Lassen und Robin Norrell, während die Offensive mit den Schweden Eirik Salsten und Henrik Törnqvist an Durchschlagskraft gewinnen soll.
Die größten Hoffnungen wecken jedoch zwei Neuzugänge mit besonderer Strahlkraft – überraschenderweise auf dem schwierigen deutschen Sektor: Julian Napravnik, aus Frankfurt, und Daniel Fischbuch, aus Mannheim, wechselten an den Seilersee. Fischbuch war auch lange Zeit im Sommer ein Thema in Köln, bevor sich der Verein gegen ihn entschied. Im Tor setzen die Roosters weiterhin auf das bewährte Duo Andreas Jenike und Henrik Hane. Letzterer, vergangene Saison mit starken Anlagen, durfte in dieser Spielzeit bereits mehrfach starten und soll langfristig als Nummer eins aufgebaut werden.
Erwartungshaltung
Die Zielsetzung in Iserlohn ist klar: Man will endlich wieder oben anklopfen. Nach Jahren im Tabellenkeller soll der Neuaufbau Früchte tragen und die Mannschaft an die Playoffs heranführen. Das ist auch ein Anspruch, an dem sich Trainer und Management messen lassen müssen. Trotz der begrenzten finanziellen Möglichkeiten – die vermutlich dennoch höher sind als der ein oder andere glaubt – erwartet man im Sauerland eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den letzten beiden Jahren – insbesondere vor heimischem Publikum, wo die Roosters in der vergangenen Saison zu viele Punkte liegen ließen.
Der Start in die neue Spielzeit war vielversprechend: Sechs Punkte aus den ersten drei Spielen sorgten für Aufbruchsstimmung. Doch die Euphorie hielt nicht lange an. Fünf Niederlagen in Serie bremsten den Schwung abrupt und rückten die Realität wieder ins Bild. Immerhin gelang am Freitagabend mit dem 4:3-Heimsieg gegen Schlusslicht Dresden die Trendwende – ein kleiner Befreiungsschlag, der für neues Selbstvertrauen sorgen könnte. Dennoch steht die Mannschaft weiter unter Druck, um nicht frühzeitig den Anschluss an die obere Tabellenhälfte zu verlieren. Ein Sieg gegen Neuling Dresden ist selbst aus Roosters Sicht ein „must win“.
Die Fans stehen dem Verein zwiegespalten gegenüber. Die Mannschaft auf dem Eis wird unterstützt, so sie denn wenigstens kämpft. Das Verhältnis zu einigen Personen im Verein ist hingegen mit kalt noch nett umschrieben.
Prognose
Die Favoritenrolle liegt klar bei den Haien – zumindest auf dem Papier. Doch das war bereits in den Spielen gegen Frankfurt und Augsburg der Fall, die am Ende unnötig verloren wurden. Entscheidend wird daher sein, wie Köln in die Partie startet. Gelingt eine frühe Führung, könnte sich ein kontrolliertes Spiel entwickeln, das die Haie mit ihrer individuellen Klasse und ihrem breiteren Kader souverän gestalten können. Bleibt es jedoch lange torlos, wächst das Risiko, dass man Iserlohn ins Spiel bringt und sich erneut selbst das Leben schwer macht.
Köln wird das Spielgeschehen übernehmen müssen – und sollte dabei die zuletzt häufigen defensiven Geschenke abstellen. Gerade in der eigenen Zone gilt es, konzentriert zu bleiben und unnötige Strafzeiten zu vermeiden. Im Bereich der Special Teams könnten die Haie zudem den entscheidenden Unterschied machen: Während Köln in Über- und Unterzahl weiterhin zur Ligaspitze zählt, zeigte Iserlohn zuletzt Schwächen im Penalty Killing. Positiv für die Roosters: Mit nur 46 Strafminuten agiert kein Team so diszipliniert wie sie, was den Haien weniger Powerplay-Gelegenheiten bieten dürfte.
Dennoch bleibt das Ziel für Köln unverändert: Drei Punkte sind Pflicht. Alles andere würde den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden und den positiven Schwung aus dem Ingolstadt-Spiel sofort wieder verpuffen lassen. Die Haie haben die Qualität, das Spiel klar zu dominieren – sie müssen sie am Sonntagabend in der Lanxess Arena nur auf das Eis bringen.
Die Partie beendet den 10. Spieltag und ist auf MagentaSport zu sehen. Kommentator der Partie ist Adrian von der Groeben.
Blick über den Tellerrand
Die Extraportion Iserlohn gibt es tatsächlich in drei Podcasts. Neben einem Medien- und einem Vereinspodcast, gibt es mit Eisenwaldhockey auch einen Fanpodcast. Dazu lohnt auch immer der Blick zu Slapshotbambi.