Der Königstransfer?
Mit der Verpflichtung von Oliwer Kaski haben die Kölner Haie im Sommer einen echten Transfercoup gelandet. Dem Finnen, der aus Jönköping an den Rhein stößt, wurde das Verteidigen quasi in die Wiege gelegt: Schon Vater Olli war ein Top-Defender und glänzte Ende der 90er auch drei Jahre lang beim damaligen DEL-Klub EV Landshut. Mit 29 befindet sich Kaski im besten Eishockeyalter, allerdings ist er aufgrund einer Schulterverletzung seit einem Jahr ohne Spielpraxis. Lohnt sich das Risiko diese wichtige Position im Kader mit ihm zu besetzen?
Die Jugend
Der Rechtsschütze verbrachte seine Jugendzeit fast ununterbrochen bei Ässät Pori, dem Verein seiner Geburtsstadt. Schon damals brachte er es für einen Verteidiger auf beachtliche Werte. In der U17 gelangen ihm zwölf Tore in 13 Partien und auch in den folgenden Jahren war seine Trefferanzahl stets zweistellig.
Die College-Zeit
Kaski zog es nach Nordamerika, wo er als erster Finne überhaupt für die Western Michigan University aktiv war. Hier kam er in seiner ersten Saison auf zwölf Punkte in 31 Spielen, entschied sich aber bereits im zweiten College-Jahr, ein Angebot von HIFK Helsinki anzunehmen und wechselte zurück in seine Heimat.
Zurück nach Finnland
Nach zwei Jahren in der finnischen Hauptstadt wechselte Kaski dann zu den Lahti Pelicans, wo ihm der absolute Durchbruch gelang. Er markierte in 59 Matches satte 19 Treffer und 32 Vorlagen, was ihm neben dem Juha Rantasila Award (meiste Tore Verteidiger), dem Pekka Rautakallio Award (bester Verteidiger) auch den Lasse Oksanen Award für den besten Spieler der Liga einbrachte. Ein Preis, den vor ihm Größen wie Saku Koivu, Ville Peltonen oder Antti Raanta hatten einheimsen können.
Saisons in der AHL
Durch sein sensationelles Jahr in Lahti wurden nordamerikanische Spitzenklubs auf den offensivstarken Kaski aufmerksam, der mit einer Größe von 1,88 Meter Gardemaß für die körperlich geprägte NHL besitzt. Steve Yzerman, der in Detroit gerade zum General Manager berufen worden war, machte den Finnen zu seiner ersten Free-Agent-Verpflichtung aus Europa. Allerdings schaffte es Kaski nicht in den Kader der Red Wings und wurde noch im gleichen Jahr in Richtung Carolina abgegeben, wo es jedoch ebenso wenig mit dem Traum vom NHL-Einsatz funktionierte.
So blieb es im Rahmen von Kaskis zweitem Nordamerika-Abstecher bei insgesamt 54 AHL-Partien für die Grand Rapids Griffins sowie die Charlotte Checkers, bei denen er mit elf Toren in 35 Spielen jedoch am Ende wieder mit starken Zahlen überzeugen konnte.
Ausflug in die KHL
Kaski nahm ein lukratives Angebot aus der KHL an und ging zu Avangard Omsk. Im kalten Sibirien blühte der Defender erneut auf und performte mit jeweils 13 Treffern in seinen beiden Saisons bockstark. Bereits in seinem ersten Jahr krönte er seine hervorragenden Leistungen mit dem Gewinn der russischen Meisterschaft, dem Gagarin-Cup. Im zweiten Jahr reichten die 13 Tore zu den meisten eines Verteidigers in der KHL. Damit erzielte er in dieser Saison 7 Treffer mehr als ein gewisser Nick Bailen, der aber bei den Punkten deutlich die Nase vorn hatte.
Die Jahre in Schweden
Nach einem kurzen „Missverständnis“ beim Schweizer Klub HC Lugano lockte HV 71 Jönköping den Verteidiger nach Schweden. Erst im zweiten Jahr lief Kaski hier zu alter Stärke auf und verbuchte 20 Punkte in 39 Spielen und brachte ihn zurück in die finnische Nationalmannschaft. Eine schwere Schulterverletzung warf ihn jedoch aus der Bahn, weswegen er vor seinem Wechsel zu den Haien ein Jahr pausieren musste.
Nationalmannschaft
Kaski war jahrelang eine feste Größe im finnischen Team. Er nahm an insgesamt drei Weltmeisterschaften für Suomi teil. 2019 holte er in der Slowakei Gold, 2021 in Lettland Silber.
Was bringt Oliwer Kaski mit?
Mit Kaski hoffen die Haie, eine der großen Baustellen aus der Vorsaison – dem fehlenden offensiven Punch von der blauen Linie – behoben zu haben. Der Scharfschütze kann das Powerplay des KEC beleben und auch bei 5 gegen 5 den ein oder anderen offensiven rush anführen. Der Finne ist groß, verfügt über einen herausragenden Schuss und jede Menge internationaler Erfahrung. Einzig die Frage, ob er nach seiner Schulterverletzung sofort wieder bei 100 Prozent ist, dürfte die Haie-Fan bei aller Vorfreude beschäftigen.
Platz im Haie-Kader
Ob der Vergleich mit Bailen berechtigt ist oder hinkt wird Kaski in der Saison selbst beantworten müssen. Der Stil gerne mal der „4. Stürmer“ zu sein haftet beiden an und bei Bailen haben wir in Köln gesehen welche Extreme das haben kann. Wenn Kaski fit ist, dürfte ihm die Rolle als Nummer-1-Verteidiger in der Domstadt kaum zu nehmen sein. Zwar weist der zweite finnische Neuzugang Valtteri Kemiläinen eine mindestens genauso starke Vita wie sein Landsmann auf, Kaski ist jedoch vier Jahre jünger und offensiv noch mal den berühmten Tick stärker. Kamiläinen – seine Vorstellung folgt – gilt als besserer Allrounder.
Gut möglich also, dass Kaski in der ersten Powerplay-Unit agiert und Kemiläinen in der zweiten Formation zu Werke geht. In jedem Fall eine Luxusauswahl für Kari Jalonen.
Disclaimer
Den Artikel hat unser neues Mitglied André geschrieben. Wir freuen uns auf Feedback.