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Jalonen verlässt die Haie

Kari Jalonen verlässt die Haie zum Saisonende. Die letzten Zweifel an dieser Aussage räumte der Club selbst aus. Man sei „ständig im engen Austausch mit Jalonen“ und wolle Klarheit schaffen. Fraglich bleibt, wieso der Verein dafür ca. 40 Stunden Funkstille brauchte.

Diese Klarheit und die Deutungshoheit über die Meldung nahm man sich damit selbst. Man sei überrascht war die einzige Aussage, die man verlauten ließ. Dies gab den Spekulationen neuen Wind. Überrascht über den Zeitpunkt, an dem es rauskommt? Überrascht, weil man selbst nichts davon wusste? Überrascht, weil es im Oktober kälter ist als im Sommer? Klar, das letzte ist Nonsens, aber die Aussage war eben komplett offen.

Somit gab es auch die ersten Gerüchte, dass der Trainer den Verein vielleicht gar nicht über die Gespräche – oder zumindest den Stand der Gespräche – informiert hatte. Ein Vertrauensbruch. Eine sofortige Entlassung von Kari Jalonen war plötzlich in den Gedanken einiger ein valides Szenario.

Parallelen und Szenarien

Die Meldung die die Haie dann veröffentlichten entschädigte in großen Teilen für die Unsicherheit vorher. Kari Jalonen ist weiterhin Trainer der Kölner Haie, bis sein Vertrag am Ende der Saison ausläuft. Damit schuf man auch die Basis für ein „jetzt erst recht“ Gefühl. Der Trainer will sowieso immer den größtmöglichen Erfolg mit seinem Team. Dazu ist es – wahrscheinlich – auch die letzte Saison von Kapitän Moritz Müller. Damit haben die Haie zwei starke Persönlichkeiten, die der Saison Schwung verleihen können, weil sie den maximalen Erfolg wollen.

Ähnlich der Meisterschaft 2002. Damals war dem Team bewusst, dass es nach der Saison mit dem neuen Trainer Hans Zach ein neues Gesicht bekommen wird und diese letzte gemeinsame Mission mit Interimstrainer Rich Chernomaz beendete.

Wer bei Kari Jalonen seit Tag 1 in Köln zwischen den Zeilen liest, der weiß, dass ihm zwei Dinge wichtiger sind als alles andere. Eishockey und die Familie. Nach Jahren in denen er – im Ausland tätig – selten beides vereinen konnte wird er dies ab der nächsten Saison wieder können. So lange ist seine Familie aber der Verein.

Und er wird den Haien eine gute Situation hinterlassen, wenn der Verein dies zu nutzen weiß. Anders als andere Medien halte ich den Zeitpunkt für die Bekanntgabe für gut. Es bleibt Zeit, dass sich das „jetzt erst recht“ Gefühl entwickeln kann. Natürlich ist auch der Druck da, dass es jetzt weiterhin klappen muss zwischen Team und Trainer, aber wenn es eben nicht klappt, ist für den Verein Zeit genug zu reagieren.

Gehen wir mal in den Konjunktiv und die Meldung kommt in der Olympiapause. Kurz darauf beginnen die Playoffs. Egal ob der Abgang intern schon bekannt ist, wenn es dann nicht funktioniert, ist das mögliche Szenario das frühe Aus in den Playoffs.

Das System Jalonen

Hoffentlich weiß der Verein auch die Basis zu nutzen. Das System Jalonen, die Spielertypen die aktuell in den eigenen Reihen stehen. Zwar wird sich der Kader in den nächsten Jahren verjüngen müssen, aber dies kann man, auch wenn man die Arbeit weiterführt. Namen, die das können gibt es aktuell auch auf dem Markt. Mit Tapola und (Juuka) Jalonen gibt es Trainer, die aktuell verfügbar sind oder im Sommer einen Verein suchen (könnten).

Dazu muss man mit den Schlüsselspielern schnellstmöglich klare Verhältnisse schaffen. Eine Vertragsverlängerung von MacLeod ist unseren Infos nach noch nicht durch, aber die Gespräche verlaufen gut. Schafft man es dazu die finnischen Spieler zu überzeugen, dass es auch eine Perspektive nach Jalonen in Köln gibt, wäre das ein weiterer großer Schritt. Zudem muss man im Sommer wohl mit Moritz Müller eine Kölner Legende ersetzen. Dies funktioniert am besten, wenn man den – deutschen – Nachfolger schon jetzt an der Angel hat.

Auch außerhalb der beiden genannten Trainer kann gesucht werden, aber am besten immer mit der Prämisse: Führe fort was gerade errichtet wurde. Eine Philosophie die es bei den Haien in den letzten 10 Jahren zu selten gab. Ein neuer Trainer brachte immer eine neue – seine – Philosophie mit und brauchte dann 1-2 Jahre, bis das Team dieser entsprach. Eine Zeitspanne, die er in Köln selten bekam und es folgte der nächste Trainer. Einzig Uwe Krupp bekam mehr Zeit sich sein Team aufzubauen – 4 Jahre – und als er es endlich als „sein Team“ bezeichnete, versagte das Gespann aus Team und Trainer.

Was macht man draus?

Kari Jalonen hat das Kölner Eishockey im letzten Jahr aufgeweckt. In der aktuellen Saison wird – ab jetzt vielleicht noch mehr – alles dafür getan, dass diese Euphorie bleibt und der Staffelstab dann an den Nachfolger übergeben werden kann.

Zusammenfassend kann man sagen: Der Zeitpunkt kann kaum besser sein. Es gibt für jedes Szenario genug Zeit zu reagieren. Trainersuche, „Team-Gefühl“ oder eben auch der worst Case. Die Haie sollten nur die Kräfte intern bündeln, um Team und Trainer(gespann) einen guten Rahmen zu schaffen.

Auch und vor allem in dem der Kurs selbstbestimmt ist und nicht wie in den letzten zwei Tagen, als das Boot nach außen ein wenig schlingerte, bevor das Ruder wieder fester in der Hand der Haie lag. Die Kölner Haie können jetzt zeigen – auf vielen Ebenen – ob Sie aus Fehlern der Vergangenheit gelernt haben.

Foto: Haiepictures