Was lange währt wird endlich gut
Auf den Tag vor zwei Jahren – bei Verpflichtung – postete Andrej Šustr eine Instagramstory aus der Kölnarena2 und markierte darin die Kölner Haie. Die Tinte unter dem Vertrag war getrocknet und jeder frohlockte ob des starken Neuzugangs. Es kam anders. In letzter Sekunde lag Andrej Šustr ein Vertrag aus der NHL vor und er wechselte zu den Tampa Bay Lightning. Heute verkünden die Haie dann endlich die Verpflichtung des tschechischen Verteidigers, dies hatten sie 2021 nicht gemacht. In Köln wird Šustr mit der Nummer 29 aufs Eis gehen.
Fortschritt durch Rückschritt
Der inzwischen 32-Jährige hat nicht den konventionellen Weg einer NHL-Karriere hingelegt. Mit 15 bzw. 16 Jahren wurde er in die zweite tschechische Jugendliga verliehen. Der Weg von Plzen nach Jihlava brachte ihm persönlich bessere Statistiken und als Bonus wurde er als Underager in der nächsthöheren Altersklasse untergebracht. Vermutlich – wir haben dazu nichts gefunden – hatte er bereits damals das Gardemaß, das ihn heute ausmacht. Nach der Rückkehr nach Plzen spielte er weiterhin in der höheren Altersklasse und schaffte es ins Jugendnationalteam der Tschechei. Mit 17 folgte dann der Wechsel über den Teich in die amerikanischen Juniors und dann aufs College.
Vom College ins Rampenlicht
Für die University of Nebraska Omaha spielte er drei Jahre. Er wurde nicht gedraftet und nahm im Sommer an mehreren Camps Teil. Im März 2013 unterzeichnete er seinen ersten NHL-Vertrag, auch hier ging es zu den Lightning. Nach den drei ersten Spielen ging es in die AHL und mit den Syracuse Crunch ging der Run bis ins Finale, in dem das Lightning-Farmteam dann den Grand Rapids Griffins unterlegen war (u.a. mit Louis-Marc Aubry und Ex-Hai Landon Ferraro). Schon in der folgenden Saison spielte Šustr mehr NHL als AHL und ab der Saison 14/15 spielte er trotz eine Two-Way-Contracts nur noch in der NHL. Insgesamt 408x schnürte er die Schlittschuhe in der besten Liga der Welt.
Wechsel ins Reich der Mitte
2018 wechselte er die Küste. Vom Osten ging es in den Westen zu den Anaheim Ducks. In Kalifornien wurde er aber nicht glücklich. Nur 5 NHL-Spiele machte er in der Saison 18/19 und er zog seine Konsequenzen und wechselte in die florierende KHL. Bei Kunlun Red Star – damals Peking – war er einer von vielen Legionären. Mit Ausbruch von Corona zog der Verein ob der unsicheren Lage in China und der Reiseproblematik der anderen Teams in die Nähe von Moskau. Sportlich spielte Kunlun aber zu keiner Zeit eine Rolle und inmitten der Pandemie ging es vermeintlich nach Köln
Erneut Tampa, erneut Anaheim
Der Vertrag der Lightning lotste den Tschechen erneut nach Florida, es folgte der schnelle Trade – wiederum erneut – zu den Ducks, später zu den Wild und zurück nach Anaheim. In den letzten zwei Jahren bestritt er nur 38 NHL-Spiele und 76 AHL Spiele. Teilweise war er Teil der Taxisquad und saß in der NHL „auf der Tribüne“ statt AHL zu spielen.
In Köln neu angreifen
Šustr ist zwei Jahre zu spät in Köln angekommen. Der 2,02m große Verteidiger und die Haie hatten den Kontakt in den letzten zwei Jahren nicht abreißen lassen – wir berichteten im Sharkbite. Unseren Informationen nach war er nicht die erste Anlaufstelle für den freien Platz in der Haie-Verteidigung, aber ob einiger Absagen die zum derzeitigen Zeitpunkt logische. Er ist eine Notlösung, die keine Notlösung ist. Trotz seiner Größe und Statur gilt er nicht als Hitter, sondern eher als Spieler, der defensiv auch gut mit dem Stock arbeiten kann und dabei eine immense Reichweite hat. Offensiv wird man eher weniger erwarten können. Wie bei jedem Spieler seiner Größe sieht sein Skating alles andere als elegant aus, das soll aber nicht täuschen, über 400 Spiele in der NHL erreicht man nicht, wenn man nicht Schlittschuhlaufen kann. Als Rechtsschütze wird er vermutlich nicht mit Nick Bailen zusammen auf dem Eis stehen und nicht „die Absicherung“ für den Offensivverteidiger sein. Eher wird er die Defensive stabilisieren und vermutlich in Unterzahl aufräumen.