Die Off-Off-Season
Gut zwei Wochen ist das letzte Saisonspiel der Kölner Haie inzwischen her. Mit der Niederlage im dritten Spiel in der 1. Playoff-Runde gegen den ERC Ingolstadt (im Viertelfinale 0:4 an Hauptrundenprimus Bremerhaven gescheitert) endete die Saison des ambitionierten Teams von Uwe Krupp noch bevor der März seine Mitte erreicht hatte. Viel ist seitdem nicht passiert. Die Haie befinden sich in einer „Off-Off-Season“.
Ziele vor der Saison
Die Zielsetzung vor der Saison war denkbar einfach. Mit verbessertem Kader die vorige Saison – Rang 6 in der Hauptrunde und Aus im Viertelfinale – übertreffen. An diesem Ziel sind die Haie krachend gescheitert.
Abschlussfeier an der Kölnarena 2
Eigentlich würde man emsige Betriebsamkeit an der Kölnarena 2 erwarten. Aufarbeitung, Verbesserung, Gerüchte. Bisher ist nicht viel davon eingetreten. Nach einer knappen Woche Funkstille wurde die Trennung vom Trainerteam um Uwe Krupp verkündet. David McIntyre hatte sein Karriereende bereits selbst über Social Media verkündet und die Saisonabschlussfeier fand gut besucht nur in der Kölnarena 2 und dem Spielerparkplatz statt. Normalerweise werden auf dem gemeinsamen Abschluss die Spieler in die Sommerpause verabschiedet, es gibt ein Rahmenprogramm und Abgänge bekommen besonders viel Applaus. Wie gesagt, normalerweise. In diesem Jahr ist vieles anders. Es gibt noch keine offiziellen Ergebnisse der Exitgespräche. Spieler, die den Verein sicher verlassen werden, wurden – bis auf McIntyre – nicht verabschiedet und keiner der Spieler richtete auch nur ein Wort an die Fans im Plenum, nicht mal McIntyre.
Funkstille
Seit der Abschlussfeier gab es keine offizielle Bekanntgabe mehr zum Kader der nächsten Saison. Das Machtvakuum nach dem Abgang des „Alleinherrschers“ Krupp scheint größer zu sein als man es sich vorher vielleicht selbst mangels weiterer sportlicher Kompetenz eingestehen wollte. Die Instanz zwischen Geschäftsführer Philipp Walter und Trainer Uwe Krupp fehlt schon seit Amtsantritt von Krupp. Matthias Baldys – Leiter Hockey Operations – wird zwar vom Verein an dieser Stelle gesehen, hat aber in der Außenkommunikation kein großes Standing und findet außerhalb der Kölnarena 2 kaum statt (man höre auch in die Bissl Hockey Folge vom 30.03). Die Diskussion um einen neuen Trainer findet auch in der Kölner Presse kaum statt. Wo keine Informationen kommen, kann man nicht viel schreiben. So wirken die Namen, die genannt werden – Lacroix, Gross, Falk (KStA, Rundschau) –, zwar plausibel und sicher hat man das ein oder andere Gerücht vernommen, aber mehr eben auch nicht. In der kommenden Woche werden wir versuchen den großen Trainermarkt im neuen Sharkbite etwas mehr zu beleuchten.
Machtvakuum?
Das Machtvakuum scheint einer der Gründe zu sein, weshalb nichts bekannt gegeben wurde. Es gab einfach nichts zu vermelden. Walter und Baldys werden auf Trainersuche sein und es wird natürlich vom Trainer-/Trainertyp abhängen welches Team man dem neuen Mann an der Bande zur Verfügung stellen will. Da fängt das Dilemma an. Krupp durfte sich über 4 Saisons – Zitat – „sein Team“ zusammenstellen. Gegeninstanz ist eigentlich nur das Portemonnaie und das Wohlwollen der Gesellschafter, besonders Frank Gotthardt. Sportlich ist aber allein der Trainer in der Verantwortung gewesen. Die Kölner Haie müssen sich jetzt wieder kurzfristig ein Konzept stricken, mit dem in die neue Saison gegangen wird. Einer der großen Schwachpunkte des Vereins im letzten Jahrzehnt. Man ließ gerne den Trainer sein Konzept installieren, gab diesem in der Folge aber zu wenig Zeit dieses etablieren. Krupp war der erste Trainer seit Krupp – in seiner ersten Amtszeit – der diese Möglichkeiten trotz sportlichen Misserfolgs (Verpassen der Playoffs 20/21, 19 Niederlagen in 22 Spielen 21/22, 1:7 Derbyniederlage 23/24) hatte. Besser wäre es, wenn der Verein ein klares Konzept, eine Philosophie hätte, nach der man lebt/spielt und nach diesem Anforderungsprofil einen Trainer sucht. Ein Konzept, das sich dann auch bis in den Nachwuchs durchzieht und dort schon umgesetzt wird, mit der Chance das mehr junge Spieler den Sprung in die DEL schaffen. Mit dem Konzept könnte der Verein auch bekannt geben welche Spieler – ob mit oder ohne bestehenden Vertrag – mit in die neue Saison gehen. So wirkt es gerade wieder, als ob abgewartet wird, wer denn nun der neue Trainer wird und diesem die Chance zu geben sich seinen Kader selbst zusammen zu stellen.
Thema Sportdirektor
Wichtig ist auch die Installation eines Sportdirektor, der die fehlende Instanz besetzt. Mit Larry Mitchell ist hier beispielsweise ein absoluter Fachmann auf dem Markt. Sollten die Haie auf dieser Stelle weiterhin Baldys sehen, dann sollte sein Profil geschärft werden. So hört man immer wieder, dass Baldys in Rücksprache mit Krupp für die Kaderplanung zuständig war. Ein Fakt der sicherlich außerhalb der Gummersbacher Straße kaum jemandem bekannt sein dürfte.
Andere Teams in der Planung
Während es um die Haie weiterhin ruhig ist, sind einige Teams schon deutlich weiter. Die Nürnberg Ice Tigers haben einen neuen Trainer verpflichtet und auch schon die ersten neuen Kontingentstellen sind besetzt. Stefan Ustorf, der auch Gregor MacLeod vor Jahren in die Liga lotste und immer wieder ein gutes Händchen beweist, ist umtriebig wie eh und je. In Iserlohn sprießen die Gerüchte nur so aus dem nährstoffreichen sauerländischen Boden. Unter anderem „noch Hai“ Stan Dietz soll es zu den Roosters ziehen.
Plan B?
Man kann für die Haie nur hoffen, dass die leitenden Personen schon länger einen Plan B in der Tasche haben. Vielleicht prangern wir die Haie zu Unrecht an und der neue Trainer ist bereits fix – oder die Gespräche zumindest weit fortgeschritten – aber noch nicht verkündet, da der neue Trainer mit seinem Verein noch in den Playoffs spielt. Allein würde es nicht in die aktuelle Kommunikation des Vereins passen. Vertragslaufzeiten werden auch erst seit dieser Saison wieder verkündet, Verlängerungen aber teilweise komplett unter den Tisch fallen gelassen. So sagte Moritz Müller im Interview nach dem Saisonaus, dass der neue Vertrag für die nächste Saison schon nach der letzten WM unterschrieben wurde. Die einzigen öffentlichen Aussagen, die es von Vereinsseite gibt, sind ein Satz von der Homepage des Vereins „… über die Neu-Besetzung des Trainer-Teams wird in den kommenden Wochen entschieden…“ und eine Aussage von Philipp Walter, dass es mehrere Kandidaten gibt, die sich teilweise den Haien selbst angeboten haben.
Nicht nur Fragezeichen
Die Off-Off-Season der Haie könnte sich also noch bis zur Bekanntgabe des Trainers hinziehen, der Abgang von Uwe Krupp hinterlässt neben vielen Fragezeichen, aber auch einige Ausrufezeichen. Zum einen haben Spieler, die hinter vorgehaltener Hand mit einem Wechsel geliebäugelt haben, sollte Krupp Trainer bleiben, sich wieder zum Verein bekannt. Zum anderen sollten die Haie als Verein daraus lernen, dass sich so eine Situation wie die aktuelle nicht mehr wiederholt. Auch wenn der Name Krupp eine unglaubliche Strahlkraft – nicht nur in Köln – hat, sollte man nicht vergessen, dass das Logo auf der Brust immer wichtiger ist als der Name auf dem Trikot/hinter der Bande.
Kaderupdate
Zu guter Letzt noch ein kleines Update in Sachen Verträgen seit dem letzten Sharkbite. Robin van Calster und Andreas Thuresson besitzen einen Vertrag für die kommende Saison. Wobei bei Thuresson abzuwarten ist inwieweit er mit seiner Vorgeschichte an Gehirnerschütterungen wieder aufs Eis zurückkehren kann. Frederik Storm befindet sich in Gesprächen mit dem Verein, ein neuer Vertrag scheint aber wohl nur sicher sollte er den deutschen Pass erhalten. Hakon Hänelt hat ein PTO (Professional Try Out) bei den Hershey Bears – Farmteam seines NHL Franchises (Washington Capitals) – in der AHL unterzeichnet. Eine Rückkehr nach Köln zur neuen Saison ist daher aktuell ungewiss.
Team der Kölner Haie 24/25 unserem Stand nach:
T: Ancicka, Pantkowski, Lunemann
V: Bailen, Austin, Sustr, Glötzl, Sennhenn, Müller
S: Kammerer, Aubry, MacLeod, Schütz, Wohlgemuth, van Calster, Thuresson
Unklar: Hänelt, Aichinger, Bast, Lindner, Storm
Aktuell kein Vertrag für kommende Saison (mit Gerüchten): Dietz (Iserlohn), Sieloff (Rückkehr in die Staaten), McIntyre (Karriereende), Proft (Iserlohn, Frankfurt), Olver, Grenier
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