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Sportdirektor Baldys

Die Kölner Haie haben Matthias Baldys befördert. Von seiner bisherigen Stelle als Director of Hockey Operations wurde er zum offiziellen Sportdirektor „befördert“. Er steht – so die Mitteilung der Haie – „an der Spitze des sportlichen Bereichs bei den Kölner Haien“. Wir schauen uns den neuen starken Mann etwas genauer an und haben noch einige offene Fragen.

Der Spieler

Baldys war schon in der Jugend ein Hai. Beim KEC spielte er teilweise auch schon „hoch“ – heißt als jüngerer Spieler in der nächsthöheren Altersklasse. Zudem war er Teil der U17 des DEB unter anderem mit den Ex-Haien Christoph Ullmann, Stefan Schauer und Dimi Pätzold. In der damals noch existenten zweiten Mannschaft der Haie spielt er mit einigen Spielern zusammen, die auch heute noch mit den Haien verbunden sind. So sind Patrick Strauch und Oleg Tokarev die aktuellen Trainer der U20. Nach der Zeit bei den Haien ist Baldys vor allem in den unteren Ligen aktiv. Über Grefrath und Herne, geht es in die 3. Liga nach Leipzig, Oberhausen und dann in seine sportliche Heimat nach Nauheim. Mit Nauheim steigt er zum Abschluss seiner Spielerkarriere 2013 in die heutige DEL2 auf, in späteren Jahren schnürt er noch eine Handvoll mal seine Schuhe für die 2. Mannschaft der roten Teufel. Er hat jedoch nie ein Spiel in den ersten beiden deutschen Ligen bestritten.

Bad Nauheim

Die verantwortlichen in Bad Nauheim binden Baldys weiter an den Verein, er wird erst Assistant und später Head Coach der U16. 2016 wird er zum Team Manager der Profis und steigt im Verein weiter auf zum „Sports Manager“. 2019 wird der EC Bad Nauheim Kooperationspartner der Haie und Baldys steht im direkten Austausch mit den Haien. 2021 dann der Wechsel nach Köln.

Leiter Hockey Operations

In Köln wird Baldys zum „Leiter (später Director) Hockey Operations“ ernannt. Die Rollenbeschreibung liest sich wie eine Mischung aus Sportdirektor, Teammanager und Bindeglied nach Nauheim und zu den Junghaien. Zu Beginn steht aber auch überall geschrieben, dass er Uwe Krupp zuarbeitet, und das wird im späteren Verlauf ein Problem für die Haie. Öffentlich steht Baldys dadurch nicht im Mittelpunkt und der Verein gibt sich alle Mühe Krupp als alleinigen starken Mann – der sowohl Trainer als auch sportlicher Leiter ist – darzustellen. Schon nach einer Saison verändert sich sein Aufgabenbereich. Fabian Jedwabny wird Teammanager und Baldys konzentriert sich mehr auf das operative Geschäft.

Sportdirektor

Nach der Entlassung von Uwe Krupp ist Baldys jetzt zum Sportdirektor ernannt worden. Aber warum erst jetzt? Es ist bereits über einen Monat her, dass die Haie die Trennung des Trainerteams bekannt gegeben haben. War Baldys nicht erste Wahl? Diese lange Zeitspanne schreit förmlich danach, dass die Haie erst andere Möglichkeiten abgewogen haben, bevor Sie Baldys jetzt dann doch – mangels Alternative? – zum Sportdirektor ernannt haben. Geschäftsführer Philipp Walter rührt jedenfalls gewaltig die Werbetrommel für den neuen starken Mann: „Es ist für uns die logische Konsequenz, Matthias Baldys zum Sportdirektor zu ernennen und ihm diese Position zu übertragen. Er hat den Aufgabenbereich – insbesondere die Zusammenstellung der Mannschaft und die operative Organisation des sportlichen Bereichs – bereits in seiner Funktion als Direktor Hockey Operations in vielen Bereichen verantwortet und sehr gute Arbeit geleistet. Mit dieser Anpassung stärken wir seine Rolle nach innen wie nach außen“. Eine fragliche Aussage, zumal Uwe Krupp in der letzten Saison immer wieder betont hat, dass es „sein Team“ ist. Klar, dass Baldys sicherlich am Kader mitgearbeitet hat, aber ob er wirklich die führende Rolle innehatte?

Reihe 1

Jetzt steht Baldys in der ersten Reihe. Mit der Ernennung steht er jetzt im Rampenlicht, eine Position, die er die letzten Jahre nicht ausgefüllt hat. Interviews von ihm waren zumindest Mangelware. Durch die Aussage der Haie „Spitze des sportlichen Bereichs“ (siehe erster Absatz) steht er auch dem Trainer(team) vor, das er gerade selbst sucht. Namen werden vom Verein nicht kommuniziert, aber die Sichtung von Benoit Groulx ist ein erstes Anzeichen welche Kontakte der Sportdirektor hat. Groulx war ob seiner Vita bisher komplett unter dem Radar und tauchte in keinem Artikel auf. Auch nicht bei uns, da er vergangene Saison vertragslos war. Der Kader für die kommende Saison steht in weiten Teilen, kann sich aber mit der Wahl des neuen Trainers noch ändern. Einen ruhigen Sommer wird Baldys somit nicht haben. Die Erwartungen sind hoch. Der Kader der vergangenen Saison war gebaut, um mehr zu erreichen als Platz 8 nach der Hauptrunde und ein frühes Aus in den Playoffs.

Hat Baldys das Profil?

Baldys hat als Spieler keine großen Erfolge vorzuweisen, das kann bei der Arbeit als Sportdirektor ein Nachteil sein, muss es aber nicht. Er stand aber in den letzten Jahren klar im Schatten von Uwe Krupp. Vor allem in der Außendarstellung des Vereins. In den vergangenen Jahren haben die Haie es versäumt Baldys nach Außen als das zu zeigen, was er ist, oder er war nicht das als was er jetzt dargestellt wird. Als Sportdirektor wird er sich jetzt durchbeißen müssen, auch aktuell wird von einigen Fans immer noch Uwe Krupp als ideale Besetzung des Sportdirektors gesehen. Baldys gilt als günstige Lösung eines Postens der eigentlich keine Experimente duldet. Vor allem nicht in der aktuellen Situation der Haie. Nach Aussage von Mäzen Gotthardt auf der 50 Jahrfeier der Haie, soll Ende April 2025 der Rathausbalkon das große Ziel sein.

Fazit

Die Position von Baldys versuchen die Haie vor allem nach außen zu stärken. Vom Aufgabengebiet her ändert sich für den Sportdirektor wenig, er steht aber mehr in der Öffentlichkeit. Ob er in der ersten Reihe stehen kann, ob er einen Kader planen kann und ob er vorher wirklich so sehr involviert war, wird die nahe Zukunft zeigen. Die Frage, warum es bis zur Ernennung so lange gedauert hat, ist eher eine für die Geschäftsführung. Fraglich aber auch die Kommunikationspolitik nach dem Ausscheiden, bis heute wurden keine Abgänge bekannt gegeben. Sogar die Spieler werden langsam unruhig und in seiner Position – egal wie sie zuletzt hieß – ist das ganz klar im Bereich der sportlichen Leitung.

Baldys ist lange genug im Verein, um zu wissen, dass er direkt liefern muss. Im Gegensatz zu Neuzugängen auf dem Eis scheint es fraglich, ob man ihm eine „Eingewöhnungsphase“ zugesteht. Trainerwahl und Kaderzusammensetzung müssen mit dem ersten Schuss sitzen. Geduld hat man in Köln – wie die letzten Jahre gezeigt haben – nämlich nur mit dem Namen Krupp.

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